passion wildlife photography

Die Fine Art Wildlifephotography ist eine Art von Passion für mich. Dem Zwang, nach Afrika zurückzukehren und erneut auf Safari zu gehen kann ich dauerhaft nicht widerstehen. Fast nichts ist so schön und motivierend für mich auf der Welt wie der Gedanke an einen morgendlichen Game Drive. So viele positive Gedanken durchstreifen meinen Kopf, dass ich mein persönliches Safaribuch darüber schreiben könnte. 

  

Kurz gesagt: der afrikanische Bush übt eine magische Faszination auf mich aus. Ich kann Stunden, Tage und Wochen einfach durch den Bush fahren oder marschieren und bin einfach glücklich. Besonders faszinierend auf jedem Game Drive aufs Neue ist die Unvorhersehbarkeit der Natur - alles kann in Bruchteilen von Sekunden passieren oder eben auch gar nichts wenn ich meinen Fokus nicht flexibel anpasse. 

 

Wildlifephotography ist wie eine Sucht, Neues zu entdecken, zu erleben, zu spüren, zu sehen, zu riechen, zu schmecken und auch zu fotografieren. Spätestens bei der Fotografie fängt es an, herausfordernd zu werden. 

 

Um ein gutes Wildlifephoto machen zu können ist dezidiertes Wissen über die unterschiedlichen Nationalparks in den unterschiedlichen Ländern Afrikas sowie über die Jahres- und Regenzeiten essentiell. Das notwendige Equipment für die Wildlifephotography ist leider üblicherweise umfangreich und teuer. Darüber hinaus lässt sich in der Wildlifephotography nur wenig planen. Es ist ungewiss, welche Tierbegegnungen einen erwarten und wie diese Begegnungen sich entwickeln. "Schaut das Tier einen an, wie ist der Hintergrund, wie ist der Vordergrund und wie ist das Licht" sind nur einige exemplarische Faktoren. Es sind viele Faktoren geprägt von Unsicherheit und Glück, die ein gutes Bild ausmachen, und von denen sich kein einziger planen lässt. Es gibt nur eine beeinflussbare Voraussetzung: sei viel und lange in der Natur unterwegs und immer bereit, ein Foto aus dem Nichts im Bruchteil einer Sekunde zu machen. 

 

 

Die Voraussetzungen für Wildlifephotography lassen sich grob in vier wesentliche Kategorien unterteilen: das Wissen und die Fähigkeit eine Reise an entlegene Orte zu planen, ein ausreichendes technisches Equipment, die Liebe zur Natur und das kreative Element, vorausschauend Momente zu erahnen, eine Bindung zu dem Tier aufzubauen und einen Moment zu kreieren, der dem Betrachter des Bildes genau das vermittelt, was ich in diesem Moment fühle und erlebe, während ich auf den Auslöser drücke.

 

Wildlifephotography bis zum Drücken des Auslösers ist vielschichtig. Von der Wildlifephotography zur Fine Art Wildlifephotography zu gelangen ist noch ein zusätzlicher Prozess, der bereits vor der eigentlichen Aufnahme beginnt. Für Fine Art Wildlifephotography entsteht ein Bild im Kopf, weit bevor der Auslöser gedrückt wird. Es geht um das Sammeln von Ideen im Geiste und die Vorstellung bestimmter Posen und Blickwinkel. Ich stelle mir bestimmte Bilder wie ein Maler vor - mit dem Ziel bestimmte abgespeicherte Bilder unterbewusst zu erkennen und diese abstrakten Bilder als reales Foto aufzunehmen. 

 

Darüber hinaus werden die Sinne für bestimmte Details geschärft, die sich im aufgenommenen Foto nicht mehr korrigieren lassen. Bei hunderten von Tierportraitaufnahmen habe ich erst im Nachhinein festgestellt, dass ein Ohr nicht so steht wie das andere und damit die Symmetrie und die Harmonie des Bildes stört. Wildlifephotografie ist wie jedes Genre der Fotografie ein Handwerk mit speziellen Anforderungen in dieser speziellen Disziplin. 

 

So steht die Technik während der Safari für mich absolut im Hintergrund. Auf Safari sind die Sinne zu 100% auf das Geschehen um mich herum und damit auf das Erkennen und Vorhersehen von Möglichkeiten fixiert, hier hat Technik absolut nichts verloren, hier funktioniert Technik nur noch. 

 

 

Bevor es auf Safari geht gilt es, das für einen selbst beste und erschwingliche Equipment zu finden. Ohne hier besonders auf technische Details einzugehen finde ich persönlich zwei Bodies mit zwei Objektiven für mich optimal im Handling. Ein Body mit einer kürzeren Brennweite und ein Body mit einem Teleobjektiv. Beide Bodies sollten einen schnellen Autofocus und eine hohe Pixelzahl haben, um bei schnellen Bewegungen auch in größerer Distanz mit der Geschwindigkeit des Tieres mithalten zu können. Gerade wenn das Teleobjektiv keine sehr lange Brennweite hat, sind Reservepixel mein Backup beim Schnitt des Fotos. Ich setze auf lichtstarke Objektive, wenn mein Budget es zulässt. Eine hohe Lichtstärke mit einer kleinen Offenblende ermöglicht das Fotografieren in low light Situationen, darüber hinaus kreiert die Offenblende ein Bokeh, welches den ein oder anderen unschönen Hintergrund verschwimmen lässt. Auf dem Safariwagen bin ich so mit zwei Bodies mit Objektiven perfekt ausgestattet und kann in Sekunden zwischen den beiden Bodies wechseln, für mehr ist selten Zeit.

 

Technisch gut ausgestattet kann es nun losgehen zu den magischen Safaridestinationen in Afrika, die alle ihren ganz speziellen Reiz haben und absolut unterschiedlich sind im Hinblick auf das fotografische Ziel. Nicht alle Tiere, insbesondere die der sogenannten "big five" (Löwe, Leopard, Nashorn, Büffel und Elefant), sind in jedem Park heimisch oder gut zu fotografieren. 

 

 

Große Parks versprechen große Herden an Tieren, wie z.B. Zebras, Büffel und Elefanten, die es so in anderen Parks nicht gibt. Die Vegetation kann sehr dicht und buschig sein und so die Fotografie erschweren. Ebenso kann die Vegetation sehr flach sein und überwiegend aus Gras und Pfannen bestehen. 

 

In Nationalparks dürfen Fahrzeuge fast ausschließlich nur auf offiziellen Wegen fahren und können den Tieren damit nur bedingt folgen, das Verlassen des Safarifahrzeugs ist nicht gestattet. In den ostafrikanischen Ländern werden selten offene Safarifahrzeuge eingesetzt, die eine bedingungslose Rundumfotografie ermöglichen, sondern geschlossene Safarifahrzeuge deren Dach hochgebockt wird. Im eigenen Fahrzeug als Selbstfahrer unterwegs zu sein oder allein auf einem Safarifahrzeug ist etwas anderes, als mit mehreren Personen und deren unterschiedlichen Ansprüchen auf einem Safarifahrzeug zu einem Game Drive unterwegs zu sein. 

 

Eine perfekte Kombination ist ein eigenes Fahrzeug mit ortskundigem Guide, auf dem nur ich unterwegs bin - so muss ich keine Kompromisse eingehen. Als Sehnsuchtsziel fällt mir die Serengeti im Norden Tansanias oder die daran grenzende Masai Mara im Süden Kenias ein, mit ihren offenen Savannenlandschaften und der sogenannten "great migration". Neben dem Amboseli Elefantenpark im Süden von Kenia sind das die beliebtesten Safaridestinationen der großen bekannten Fine Art Fotografen, da sich hier sehr niedrige Foto-Perspektiven mit wenig bis keinem Hintergrund kreieren lassen, die der Fine Art Wildlifephotography ihre Magie verleihen.

 

Nach über 11 Jahren Reisen im südlichen Afrika nach Namibia in den Etosha Nationalpark, nach Botswana in das Okavango Delta, die Nxai Pan, Moremi, Kwai, Chobe und die Central Kalahari, nach Sambia in den South und North Luangwa Nationalpark sowie den Lower Zambezi Nationalpark, nach Uganda und natürlich nach Südafrika in die Kgalagadi und den Krüger-Nationalpark, bleibt der Krüger-Nationalpark mein Favorit. 

 

Das besondere am Krüger ist, dass es mehrere an den Krüger direkt angrenzende offene Private Game Reserves gibt. Die Tiere können sich frei zwischen dem Krüger und dem Private Game Reserve bewegen, so dass ein hoher Artenreichtum besteht. Die Guides müssen nicht den offiziellen Wegen folgen, denn das Land ist in Privatbesitz und sie dürfen quer durch den Busch fahren und Tieren folgen, welches eine essentielle Voraussetzung für wirklich gute Fotobedingungen ist.

 

Habe ich es mit meiner Ausrüstung in einen von mir zu einem speziellen Zweck ausgesuchten Park geschafft und sitze auf dem Safariwagen geht es endlich los! Der Guide und der Tracker werden zu meinen besten Freunden, ich lasse sie meine Begeisterung für die Natur und die Fotografie spüren unabhängig davon, was wir im Busch finden. So entspannen sich Guide und Tracker und können in ihrem Element zur Höchstform auflaufen und mir ein gutes Wildlifephoto ermöglichen. 

 

Eine essentielle Regel lautet "würdige die kleinen Dinge, damit Dir die großen begegnen". Geduld und nochmals Geduld sind unabdingbar. Darüber hinaus lasse ich mich von nichts und niemandem demotivieren, auch wenn wir den ganzen Tag durch den Busch gefahren sind und ich kein einziges gutes Foto gemacht habe. Die Zeit spielt für und nicht gegen mich, je öfter und je länger ich im Busch bin, umso höher wird die Wahrscheinlichkeit für ein gutes Foto. Es handelt sich um simple Statistik. Um besondere Fotos aufnehmen zu können, sollte der Aufnahmewinkel möglichst nah am Boden sein. Fast nie kann ich aus dem Auto aussteigen und noch nie war ich in einem Fahrzeug mit ausgebauter Tür unterwegs. So versuche ich mit einfachen Mitteln, dieses Stilmittel zu erreichen. Ich sitze immer in der ersten und niedrigsten Reihe des Safarifahrzeugs und setze mich auf den Boden oder halte die Kamera aus dem Fahrzeug, um einen niedrigen Winkel zum Fotografieren zu erreichen. Wirklich gute Wildlifephotos entstehen selten aus großer Distanz, wenn nicht gerade Vögel das Zielfoto sind. Es lohnt sich, sich geduldig den Tieren zu nähern oder den Motor abzustellen und darauf zu warten, dass die Tiere auf uns zukommen.

 

 

Während des Fotografierens gilt es, Ruhe und Übersicht zu bewahren und zwar nicht nur für das was im Sucher passiert, sondern gerade auch um mich herum. Vielleicht habe ich ein besonders interessantes Tier aus dem Löwenrudel übersehen und verpasse gute Momente, vielleicht nähert sich auch ein Löwe von hinten und fixiert meine aus dem Wagen hängende Kamera. Übersicht ist die Regel Nummer eins der Wildlifephotography.

Das Fotografieren selbst beruht auf Erfahrung und viele Dinge laufen unterbewusst ab. Ich achte speziell auf Körperhaltung, Augenkontakt und Ohren und versuche, mit unterschiedlichen Brennweiten zu experimentieren, wenn es die Zeit mir erlaubt. Häufig frage ich mich im Nachhinein beim Betrachten der Bilder, warum ich dieses oder jenes nicht versucht habe?! Der Moment ist vorbei und nicht wiederholbar.

 

Die Wildlifephotography und insbesondere die Fine Art Wildlifephotography ist etwas für Enthusiasten, schnelle Ergebnisse sind selten, Aufnahmen lassen sich grundsätzlich nicht wiederholen und es ist zeit- und kapitalintensiv. Ich bin zur Wildlifephotography über meine Leidenschaft des Reisens im südlichen Afrika gekommen. Das Reisen und die neuen Erfahrungen bereiten mir mindestens so viel Vergnügen wie das Fotografieren selbst, so dass ich eine temporäre Bildflaute mittlerweile sehr gelassen nehmen kann - wie gesagt: Geduld ist die oberste Maxime.

 

Jeder Moment im Busch mit der Kamera in der Hand ist ein Moment, in dem ich vollkommen im hier und jetzt bin, in dem ich angekommen bin, in dem ich sein kann und mir über nichts anderes Gedanken mache als über das, was ich sehe, höre und rieche. Die Wildlifphotography schenkt mir ganz besondere Momente in denen mir mein Leben realer, intensiver und farbenprächtiger erscheint und dafür bin ich jedes Mal aufs neue wieder so dankbar.

 




Kommentar schreiben

Kommentare: 0