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Der North Luangwa Nationalpark ist einer dieser mystischen Orte. Wer Sambia als Selbstfahrer besucht, für den sollte ein Besuch in North Luangwa auf dem Reiseplan stehen, allein schon wegen der legendären Luangwaquerung mit dem Pontoon.

 

Für mich war der Besuch des und der Weg in die Wildnis des North Luangwa Nationalparks etwas ganz Besonderes. Diese Art zu Reisen muss man wollen und lieben und ist nicht unbedingt für jeden Geschmack.

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Bereits bei der Übernahme unseres Mietwagens in Livingstone werden wir kritisch angeschaut, als wir auch den North Luangwa Nationalpark als ein Ziel unserer Reise nennen. Verständlich, da Livingstone und der North Luangwa Nationalpark gute 1.300 km voneinander entfernt sind.

 

Doch auch im South Luangwa Nationalpark, dem größeren und berühmteren Schwesterpark, schaut man uns argwöhnisch an. Wir sollen doch lieber im South Luangwa bleiben, der Weg in den North Luangwa ist sehr beschwerlich, einsam und auch nicht ohne Risiko. Zumindest sagt Hermann, der Eigner des Wildlife Camp, dass der Weg passierbar ist und das Pontoon bei ausreichendem Wasserstand operiert.

 

Von Süden kommend gibt es zwei Anfahrten in den North Luangwa, über die asphaltierte Great North Road direkt in den Park oder über die asphaltierte Great East Road bis nach Mfwue an den Rand des South Luangwa, dann geht es weiter über schmale 4x4 Pisten in Richtung Norden bis zum Pontoon, zur Querung des Luangwa Flusses, dem direkten Eintrittstor in den North Luangwa Nationalpark.




 

Einen hautnahen Einblick in die großartige Wildnis des North Luangwa könnt Ihr euch in meiner North Luangwa Vlog Episode verschaffen.

 

 

Der North Luangwa ist nur in der Trockenzeit über die östliche Route erreichbar. In der Zeit zwischen Juni bis Anfang Oktober ist die Strecke zumeist trocken und der Wasserstand des Luangwa erlaubt den Pontonbetrieb, oder die direkte Querung durch die Furt bei niedrigem Wasserstand.

 

In der Regenzeit is der North Luangwa quasi von der Außenwelt abgeschnitten. Der Luangwa Fluss wird zum reissenden Fluss und erlaubt keinen Pontonbetrieb mehr, der Regen weicht die Straßen innerhalb und außerhalb des Parks auf und die Menschen ziehen sich, aufgrund der stark eingeschränkten Bewegungsfreiheit, in ihre Dörfer zurück.  In dieser Zeit sind die aktuell 4 Lodges im Park geschlossen und nur die Ranger bleiben im Park zurück, um die Tiere zu schützen.

 

Für die Bewältigung der Anfahrt haben wir unseren Hupe Reiseführer herausgesucht. Es gibt den ein oder anderen hakeligen Punkt auf der Strecke, eine Beschilderung suchen wir natürlich vergebens. Für diesen Abschnitt ist ein GPS, wie z.B. Tracks4Africa unerlässlich. Die Strecke stellt den Fahrer, abgesehen von ein paar Flussbetten, vor keine fahrerische Herausforderung. Auf der gesamten Strecke soll es, dank neuer Funkmasten, vereinzelt Zamtel Empfang geben, ansonsten bleibt nur ein Satellitentelefon. Doch wen kann man anrufen, der einem aus Lusaka helfen kann.

 

Die Tankstelle in Mfuwe ist der letzte Tankstop am Anfang der Strecke, aber nicht unbedingt ein sicherer Versorgungspunkt. Letzter sicherer Tankstopp vor Mfuwe ist Chipata. Der nächste Tankstopp danach findet sich auf der westlichen Great North Road in Mpika (340 km von Mfuwe und 440 km von Chipata, hoher Offroadanteil). Für diesen Streckenabschnitt solltet Ihr einen  vollen Dieseltank einplanen.

 

Die Strecke nach North Luangwa führt uns auf 240 km durch eine wunderschöne Wildnis. Diverse kleine ursprüngliche Dörfer ziehen an uns vorbei, ebenso wie der kleine und noch weitestgehend unbekannte Luambe National Park in Richtung Norden, bis zur Abzweigung nach links in Richtung des Ponton zur Überfahrt in den North Luangwa National Park.

 

An unserem Reisetag im September 2021 sind die Flussbetten trocken und teilweise tiefsandig. Wir haben mit unserer 2.4 Liter Maschine keinerlei Probleme im Sand. Die Herausforderung auf der Strecke, insbesondere wenn ihr allein unterwegs seit  ist die Ungewissheit, ob ein Baum auf die einspurige und enge Piste gestürzt ist und die Weiterfahrt versperrt, oder ob ein Fahrzeug auf der Strecke liegengeblieben ist. 

 

 

Kommen wir zum Highlight der Anfahrt, der Pontonüberfahrt über den Luangwa Fluss direkt in den North Luangwa National Park. Das Ponton wurde nach einer der letzten Regenzeiten verlegt. Die meisten GPS-Karten verzeichnen noch die alte Position des Pontons. Die Zufahrt zum "neuen" Ponton geht vom alten Zubringerweg links ab durch einen schmalen in den Bush geschlagenen Weg. Mit etwas Glück hängt ein weißer DIN A4 Zettel am Baum der Abzweigung.

 

 

Doch bevor es auf die Stahlfässer und Holzplanken geht heisst es ein Ticket, welches optisch dem eines deutsches Diplom ähnelt, zum Aufenthalt im North Lunagwa National Park zu erwerben. Die Kosten pro Tag betragen USD 30 pro Person und USD 15 pro Fahrzeug. Ihr solltet unbedingt passend in USD bezahlen!

 

Wir wollen nett sein und in lokaler Währung bezahlen. Die Rechenaufgabe stellt den Ranger vor eine nahezu unlösbare Aufgabe. Glücklicherweise kommt der sehr nette Ranger nach einer halben Stunde zu irgendeinem Ergebnis, welches wir freudestrahlend akzeptieren, bezahlen und unser North Luangwa Permit in Empfang nehmen.

 

Nach erfolgreicher Luangwaüberquerung folgt ein kurzes Stück tiefsandige Auffahrt. Wir helfen einen Land Cruiser aus dem Sand zu schaufeln, dann biegen wir links ab und erreichen nach kurzer Fahrt unser Tagesziel, die North Luangwa River Lodge

 

 

Eigentlich wollten wir im legendären mobilen Buffalo Camp von Marc Harvey absteigen, aufgrund von COVID 19 wird dieses Camp allerdings schon die zweite Saison nicht aufgebaut.

 

Im gesamten North Luangwa gibt es nur vier Camps,  eines der Camps ist nicht aufgebaut, ein Camp liegt am westlichen Parkeingang und damit nicht am Luangwa oder Mwaleshi Fluss, darüber hinaus gibt es ein Fly In Camp und die North Luangwa River Lodge.

 

Der Betreiber und Eigentümer der River Lodge hat die mehrere Jahre leer stehende Lodge einem spanischen Joint Venture abgekauft. Die Lodge ist in einem miserablen Zustand und zerfällt langsam aber beständig. Das Game Drive Vehicle wurde bereits verkauft. Allerdings gibt es ansonsten aktuell im North Luangwa kaum Anlaufstellen, insbesondere keine schönen Campingplätze.

 

In den meisten Reiseführern wird die River Lodge noch als außer Betrieb gekennzeichnet, obwohl uns die angestellten versichern, dass Sie bereits seit mehreren Jahren "operational" sind. Die Informationslage ist eingeschränkt, genauso wie die Verfügbarkeit der Lodges im North Luangwa. Solange das Buffalo Camp nicht wieder aufgebaut wird, ist die River Lodge wohl die einzige Anlaufstelle für alle Selbstfahrer im North Luangwa.

 

Die Lage der Lodge ist traumhaft schön. Die wenigen Chalets sind direkt am Luangwa gebaut, spätestens nach einem Sonnenauf- oder untergang bin ich verliebt in diesen magischen Ort. Diese ursprüngliche Wildnis zieht mich unaufhaltsam in Ihren Bann. Hier bin ich ganz nah an und mit der Natur, alles Andere scheint unglaublich weit entfernt, surreal und irrelevant.

 

Noch nie war ich so weit entfernt von allem mir bekannten, physisch wie psychisch. Manchmal wird der North Luangwa als die letze Wildnis Afrikas beschrieben. Ob das stimmt vermag ich nicht zu beurteilen, die Urwälder des Kongo stelle ich mir doch wilder vor.

 

Dennoch kann ich dem Argument folgen. Der North Luangwa ist nur in der Trockenzeit zu erreichen, es gibt kaum Lodges im Park und auch kaum Dörfer in der näheren Umgebung. Der Park ist stark reglementiert aufgrund eines großen Schutzgebietes. Die wunderschöne Natur wird vollständig sich selbst überlassen und schafft eine stark prägende märchenhafte Wildnis und Lusaka ist darüber hinaus über 1.000 km entfernt.

 

 

Der North Luangwa Nationalpark ist nicht mit dem South Luangwa Nationalpark zu vergleichen. Die Tiere sind hier infolge langjähriger Wilderei auch im Nationalpark immer noch sehr scheu und ängstlich. Darüber hinaus gibt es um den Nationalpark unverständlicherweise immer noch mehrere ausgewiesene Jagdkonzessionen, aus denen auch wir Schüsse wahrnehmen.

 

Besonders erschreckend ist es für mich erstmals vor unserem Auto in schierer Panik fliehende Elefanten zu beobachten. Diese Dickhäuter rennen trompetend so schnell sie nur können um ihr Leben. Eine sehr traurige und nachhaltige Erfahrung für mich.

 

Auch wenn im North Luangwa seit Jahren nicht mehr gejagt wird, so haben die Elefanten dies, dank ihres hervorragenden Gedächtnisses, immer noch nicht vergessen. Auch unser Guide Godwind und unser bewaffneter Ranger sind auf allen Buschwalks immer sehr darauf bedacht, auf keinen Fall überraschend auf Elefanten zu treffen. Vor Löwen hingegen haben sie keinerlei Angst, nur Respekt. Sie sagen Löwen sind Feiglinge und flüchten vor uns. Ausprobieren möchte ich das lieber nicht.

 

 

Da unser Auto aufgrund des verkauften Game Drive Vehicles das offizielle Game Drive Vehicle der River Lodge ist, privaten Fahrzeugen ist nur die Passage durch den Park auf der "Hauptstraße" erlaubt, werde ich Kurzerhand zum offiziellen Fahrer. 

 

Godwind nimmt mit einer riesigen Axt auf dem Beifahrersitz platz. Meinen fragenden Blick beantwortet er mit, "in case I have to chopp a new road". Unser Ranger versucht mit seinem Gewehr irgendwie auf der Rückbank Platz zu nehmen, dies alles wohlgemerkt unter Coronabedingungen. Eine Maske habe ich im North Luangwa nicht gesehen, andere Herausforderungen des Lebens scheinen eine höhere Priorität zu haben.

 

 

Stundenlang folge ich den kleinen Pfaden die Godwind für mich aussucht, fahre durch Flussbetten, nehme eine Rampe nach der anderen und fahre direkt am Ufer des Mwaleshi Flusses entlang. Welch ein Fahrtraining in einer unglaublich atemberaubenden Umgebung. Nicht das mein Beifahrer ein Lehrer ist. Er hält es afrikanisch und sagt gar nichts, auf das Beste hoffend. Nach ein paar Stunden sagt er zu mir "strong car, strong driver" und wir entspannen uns beide.

 

 

Der North Luangwa Nationalpark ist einer dieser Orte der Fragen aufwirft, nicht nur über den Park selbst, sondern auch über einen selbst. Die Menschen hier sind schüchtern und zurückhaltend, aber unglaublich engagiert, qualifiziert und motiviert, auch wenn sie diesen Eindruck nicht auf den ersten Blick vermitteln. 

 

North Luangwa ist bis auf die Pontonüberquerung auf den ersten Blick eher unspektakulär, es gibt kaum atemberaubende Tiersichtungen, nur einen Bucketshower und kalten Wein auch nur für Selbstmitbringer. Dennoch trifft diese Wildnis mich mitten ins Herz. Diese Einsamkeit, das Licht und die Walks durch den Busch auf den eigenen Füßen irgendwo in das Nirgendwo. Hier bin ich ganz ich selbst, atme die Wildnis ein und aus und bin ein Teil der Natur.

 

North Luangwa hat von allen Plätzen, die ich in den vergangenen 10 Jahren auf meinen Reisen durch das südliche Afrika besuchen durfte, einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen eingenommen, nicht zuletzt dank der wunderbaren Menschen die wir hier treffen. Diese Menschen haben mir andere Perspektiven eröffnet und mich stark motiviert.

 

 

 

North Luangwa ist nicht für jeden ein Sehnsuchtsziel. Falls dieser Blog Euch neugierig gemacht hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch Ihr hier etwas Einzigartiges für Euch finden werdet. Wer das Abenteurer wagen möchte, der kann sich zu Buchung bei Carsten Möhle von Bwana melden, dem Reiseanbieter unserer Wahl.

 

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