reisebericht namibia und botswana - reisefotografie mit der omd em-10 (test) in namibia und botswana - eine handvoll erfahrungen und emotionen...

Neben meinem "großen" Fotoequipment, welches kaum in meinen Vanguard Rucksack passte und gefühlt ungefähr so schwer war wie ich selbst, befand sich in meiner Jackentasche noch die OMD-EM10 mit dem 17mm Pancake auf unserer Selbstfahrerreise durch Namibia und Botswana.

 

Gespannt war ich darauf, wie sich die "kleine" OMD unter Extrembedingungen schlägt - Hitze, Sand, starke Schwankungen zwischen hell und dunkel und natürlich nicht zuletzt der Bedienung und Bildqualität.

 

Ich habe die OMD keinem Test unterzogen - zwar stehe ich auf Technik, noch viel lieber fotografiere ich aber und aus diesem Blickwinkel möchte ich hier über die Erfahrungen mit der OMD berichten und natürlich über die ein oder andere Reiseerfahrung.

 

In erster Linie wollte ich mit der OMD die Momente einfangen, in denen ich mit der DSLR zu langsam oder zu auffällig gewesen wäre - insbesondere die Streetphotography, oder vielmehr der "Roadphotography" in den abgelegenen Gegenden Namibias und Botswanas.

 

Es stellte sich schnell heraus, dass die OMD sich hervorragend in extremer Hitze, direkter Sonneneinstrahlung, Sand und Dreck schlägt. Die OMD fand unmittelbar ihren Platz neben dem Schaltknüppel des Toyota Hilux Geländewagen und war immer griffbereit - auch Abends, nachdem die DLSR bereits sicher im Rucksack verstaut war.

 

Hier offenbarte die OMD ihre unerwartete Stärken in Momenten, in denen ich mit der DSLR, zumindest ohne Stativ, aufgeschmissen wäre.

Grundsätzlich war die OMD auf Automatik oder A voreingestellt, nicht aus reiner Faulheit, sondern um zu testen wie gut die Automatik der OMD mit großen Kontrastumfängen zwischen hell und dunkel umgehen kann.

 

Glaubt mir, wenn es einen Ort gibt an dem die Testbedingungen perfekt sind, dann die extrem aggressiven afrikanischen Lichtverhältnisse. Ohne Sonnenbrille sieht der durchschnittliche Europäer am Tag wenig bis gar nichts und auch mit Brille ist es tagsüber so hell, dass auf dem Monitor der OMD nur nach etlichen Sekunden etwas zu erkennen ist, auch der optische Sucher erweist sich mit Sonnenbrille nur als bedingt hilfreich.

 

In vielen spontanen Momenten musste ich mich deshalb blind auf die Kamera verlassen und abdrücken. Bei manueller Einstellung der Kamera wäre ein bewegtes Motiv drei mal an mir vorbei, von den Problemen der Fokussierung gar nicht zu sprechen. Dank der hervorragenden Automatik der OMD war ich jedoch öfter als gedacht erfolgreich...

 

Bevor es zur "Roadphotography" geht möchte ich noch ein Foto zeigen, welches unter besonderen Lichtverhältnissen entstanden ist.

 

17mm; f1.8; 0.6 sec.; iso 1600
17mm; f1.8; 0.6 sec.; iso 1600

Dieses Foto ist in der nähe von Nato in Botswana in der Lodge Elephant Sands entstanden. Die DSLR war bereits im Rucksack verstaut - wer trägt diesen + Stativ schon gern zum Abendessen bei sich...? Kurz vor Mondaufgang färbt sich der Himmel rot und dann passiert es, der Mond geht feuerrot am Himmel auf. So etwas habe ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen, ein wunderschöner Anblick.

 

Zuerst versuchte ich diesen Moment mit manueller Einstellung unter Auflegen der OMD aufzunehmen, stellte dann aber schnell fest, dass ich im Modus A zu viel besseren Ergebnissen komme. Die Automatik der OMD war meinen Fähigkeiten unter den sich sekündlich verändernden Lichtverhältnissen haushoch überlegen.

Wahrscheinlich wäre die Aufnahme mit der DLSR und Stativ von der Struktur des Mondes besser geworden, allerdings war eine längere Belichtungszeit quasi unmöglich - die Dickhäuter halten dann doch nicht unendlich...

 

Unter den gegebenen Bedingungen bin ich mir sicher mit der OMD das optimale Ergebnis erzielt zu haben und hätte diese auch nicht mit einer DSLR tauschen wollen. Kein anderer der Gäste hat ein annäherndes Ergebnis erzielt (zum Vergleich war leider auch niemand mit Stativ anwesend) und das liegt an der OMD und ihrer Automatik und nicht an meinen Fähigkeiten.

 

Nun weiter zum eigentlichen Thema - der "Roadphotography"...


17mm; f6.3; 1/800 sec.; iso 200
17mm; f6.3; 1/800 sec.; iso 200

Dieses Foto wurde in Victoria Falls Simbabwe aufgenommen. Mit der OMD bleibt man auch als Tourist gänzlich unbemerkt. Dieses Foto zeigt eine für uns völlig normale Bahnhofsszene, in Simbabwe ist das Fortbewegungsmittel Nummer eins jedoch "zu Fuß gehen" - wohlhabendere können sich ein Fahrrad leisten. 

17mm; f5.6; 1/540 sec.; iso 200
17mm; f5.6; 1/540 sec.; iso 200

Diese Foto sah ich auf mich zukommen - schnell auf die Bremse getreten und aus dem Geländewagen gesprungen, in die Hocke gegangen, Kamera eingeschaltet - wenn ich auch in dem gleißenden Licht nichts, aber auch wirklich gar gesehen habe, dass Winken nicht vergessen - damit der Radfahrer auch grüßt - und dann noch schnell abdrücken.

 

Die Aufnahme ist im Caprivi Strip in Namibia entstanden, einer sehr armen Region - in der Fahrräder noch seltener sind - insbesondere die modisch farbliche Abstimmung der Jacke zum Rahmen des Fahrrads hat es mir angetan... Der Radfahrer hat mir sein schönstes Lächeln gezeigt, als ich ihm hinterherrief: I love your bike!

17mm; f7.1; 1/3200 sec.; iso 200
17mm; f7.1; 1/3200 sec.; iso 200

Neben all der Freundlichkeit und Fröhlichkeit der Menschen - trotz überwiegend großer Armut -  haben mich immer wieder von großer Traurigkeit gezeichnete Gesichter von Kindern eingeholt und bewegt.


In diesen Momenten fühlte ich mich vollkommen hilflos und beschämt aufgrund unseres Reichtums. Diese Kinder kämpfen jeden Tag aufs Neue um ihr Überleben und ich konnte in diesem Moment nicht mehr tun als dem Jungen ein paar Münzen zu geben, von denen sich seine Familie vielleicht irgendwann in einem weit entfernten Shop etwas zu Essen kaufen kann...

 

In diesen Momenten drücke ich ungern auf den Auslöser, überwinde mich dann aber doch - nicht des Bildes wegens, sondern um die Lebensverhältnisse und Nöte dieser Menschen aufzeigen zu können.

17mm; f7.1; 1/7400 sec.; iso 200
17mm; f7.1; 1/7400 sec.; iso 200

Der kleine Junge auf dem Foto kommt mit seiner Schwester wie der Blitz angelaufen, wenn sich ein Fahrzeug auf dem Sandweg im "Nirgendwo" ihrer Strohhütte nähert, um zum nahegelegenen Campingplatz zu fahren. Er beginnt mit zwei Sticks auf einem alten Reservekanister zu trommeln, während seine Schwester dazu tanzt und singt.

Glücklich sehen die beiden dabei nicht aus und auch unser Lächeln schafft es nicht ihre versteinerten Mienen aufzubrechen.

Ein wenig Hoffnung bleibt zum Glück - die Familie verkauft Brennholz und Souvenirs in Form geschnitzter kleiner Holzbote (Mokoro) and die vorbeifahrenden Touristen.


Die Fotos sind im Caprivi Strip in Namibia nahe des Ngepi Camps entstanden.

17mm; f.5.6; 1/640 sec.; iso 200
17mm; f.5.6; 1/640 sec.; iso 200

Auch diese Gruppe von Kindern trommelt auf einem alten Eimer, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen und ein Geschenk zu erhalten. In anderen Teilen der Region sind die Kinder zu dieser Zeit in der Schule, diese Kinder jedoch offensichtlich nicht...

17mm; f7.1; 1/1000 sec.; iso 200
17mm; f7.1; 1/1000 sec.; iso 200
17mm; f5; 1/640 sec.; iso 200
17mm; f5; 1/640 sec.; iso 200

Wir hatten noch ein wenig Proviant und alte Kleidung im Auto mit denen wir vor unserem Rückflug jemandem zumindest eine kleine Freude bereiten wollten. Am Straßenrand unter einem Baum trafen wir dabei auf diese beiden Kinder auf unserer Rückreise aus Botswana nach Windhoek am Rande des Kalahari Highway in Namibia. Also bin ich mal wieder auf die Bremse gestiegen und mit den Sachen unter dem Arm zu den beiden gelaufen.

Es war einer der schönsten Momente auf dieser Reise für mich die strahlenden Gesichter der Kinder zu sehen, es hat mich dauerhaft berührt und noch immer kann ich das Gefühl hervorrufen, wenn ich an die beiden denke und ihre Freude über ein paar Kekse und etwas zum Anziehen. Ein Moment wahrer kindlicher Freude, die uns Erwachsenen sehr häufig abhanden gekommen sind...

17mm; f10; 1/400 sec.; iso 200
17mm; f10; 1/400 sec.; iso 200
17mm; f5.6; 1/800 sec.; iso 200
17mm; f5.6; 1/800 sec.; iso 200


Lange habe ich auf diesen Moment gewartet und dabei habe ich während der 3.800 km "kurzen" Strecke schon mehr als einen "Kalahari Ferrari" gesehen, doch dies war die erste Möglichkeit zu fotografieren.

Zum Glück lassen uns auch in diesem Moment die Bremsen nicht im Stich und ich springe aus dem Auto auf dem Kalahari Highway nach Windhoek und drücke ab. Für mich ist es einfach faszinierend, wie die Menschen hier lange "ausrangierte" Gegenstände wiederbeleben. Bei dem von den Eseln gezogenen Karren handelt es sich um die Ladefläche eines alten Pickup, offensichtlich unsanft von der Fahrerkabine getrennt.


Auch hier ist sie wieder, diese einnehmende und ehrliche Freude der Menschen, die in ihrem "einfachen" Leben so zufrieden erscheinen.


17mm; f6.3; 1/800 sec.; iso 200
17mm; f6.3; 1/800 sec.; iso 200

Dieser kleine Junge in der Nähe der Okambara Lodge war für das Öffnen und Schließen eines Rindertores verantwortlich. Sobald er ein sich näherndes Fahrzeug hörte kam er wie ein Blitz aus einer der Hütten angerannt und öffnete ohne jegliche Emotion in seinem Gesicht das Tor.

Auch ein Stift als Geschenk konnte seinem Gesicht nicht den Hauch einer Emotion entlocken, er schien völlig in sich zurückgezogen - traumatisiert.

Bei jedem Blick auf dieses Foto beschleicht mich eine tiefe Traurigkeit und Mitgefühl für diesen offensichtlich so traurigen Jungen - ich frage mich was ihm wohl in seinem jungen Leben widerfahren ist und ob er diese Trauer jemals überwinden wird.

 

Es war einer dieser Momente in denen ich den Auslöser nicht drücken wollte und es dann doch tat. Für mich ist es das emotionalste Foto der Reise und ich wünsche mir sehr, dass dieser kleine Junge sein Lächeln wiederentdeckt...

 

Für mich ist die OMD die Kamera der Emotionen dieser Reise und ich möchte sie auf keine Reise mehr missen. Längst hat sie auch ihren weg in meine tägliche Tasche gefunden und eröffnet mir so ganz neue Möglichkeiten der Fotografie. Die DSLR findet den Weg in den Rucksack nur noch geplant, aber nicht mehr spontan.

Dennoch scheue ich noch den vollständigen Umstieg auf den "micro-four-third Standard". Viele meiner Fotos entstehen in der Hoffnung, dass sie eines Tages auch als realer Print vor mir liegen oder besser noch großformatig ihren Platz an einer Wand finden und eben da sind dem Sensor der OMD "noch" physikalische Grenzen gesetzt.

 

Mal sehen was die Zukunft so bringt...




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Kommentare: 4
  • #1

    jotka (Freitag, 07 November 2014 14:47)

    17mm; f7.1; 1/7400 sec.; iso 200
    Wie hast du das denn geschafft ? Die EM-10 kann doch "nur" 1/4000.
    Gruss ;-)

  • #2

    Dennis Wehrmann (Samstag, 08 November 2014 11:50)

    Richtig, Du hast recht - die OMD kann natürlich max. 1/4000 fotografieren und ich habe mich vertippt. Aufgenommen ist das Photo mit 1/740 sec.

  • #3

    juttaschaer (Sonntag, 11 Januar 2015 19:35)


    Du hast sehr feine und sehr berührende Aufnahmen
    mit der Kamera gemacht. Respekt

    lg juttaschaer

  • #4

    Dietmar Arnold (Dienstag, 09 Februar 2016 12:17)

    hi Dennis,
    vielen dank für die tollen eindrücke und berührenden bilder deiner reise. tolle arbeit !!!
    selbst stehe ich vor einem großen gewissenskonflikt was mein equipment anbelangt.
    Nikon vs Olympus ..... habe die omd em 1 und bin so sehr begeistert davon, dass sich auf meinem dslr equipment schon langsam der staub breit macht. bin zum selben entschluss gekommen wie auch du: meine d700 nehme ich nur noch für geplante bilder. für meine bevorstehende Islandreise im sommer denke ich sogar die "große" daheim zu lassen. (???!!!???)
    wünsche dir noch eine gute zeit und immer "gutlicht"
    gruß Dietmar